Die Kraft der Unterbrechung – Gedanken zur Urlaubszeit

Urlaub im Sommer: die Hektik nimmt ab und eine Zeit der Muße beginnt. Endlich hat man Zeit zum Lesen, sich zu entspannen, zu genießen, dem Tempozwang zu entkommen und die Seele baumeln zu lassen.

In den Psalmen ist häufig von dieser Sehnsucht nach Ruhe die Rede. Im bekannten Psalm 23 kommt das Thema der geschenkten Ruhe auch vor: „Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.“ Ein schönes Bild: Der Mensch überschreitet das Gewohnte und wird in Landschaften geführt, die ihm Geborgenheit und neue Lebenskraft geben.

Das hebräische Wort für Ruhe, „Sabbat“, bedeutet wörtlich „aufhören“, „unterbrechen“. Gott macht es uns in der Schöpfung vor: er hält am 7. Tag inne. Gerade in Zeiten, wo wir ständig unter Handlungs- und Entscheidungsdruck stehen, kann eine Unterbrechung sehr hilfreich sein. Wer entschleunigt und gewohnte Aktivitätsmustern unterbricht, wird sich bald fragen: Was erlebe ich im Augenblick, in dem ich einmal nichts tue? Glaube ich daran, dass ich auch ohne Nutzen wertvoll bin? Was sind meine Beweggründe und was könnte ich anders machen? Wo muss ich handeln und was könnte ich lassen?

Unterbrechen bedeutet tatsächlich Pause, Nichtstun, Sich zurücknehmen, Loslassen, manchmal Langeweile. Das alles muss zunächst zugelassen und ausgehalten werden, schon deshalb ist Unterbrechung kein Stillstand. Im Gegenteil: Im Nichtstun ist Bewegung. Wir kennen die Erfahrung: wer nicht ständig weitermacht wie gewohnt und zwischendurch die innere Stopp-Taste drückt, wird neue Perspektiven auf alte Probleme gewinnen.

Franz von Assisi machte keinen Urlaub im heutigen Sinn. Aber wann immer er konnte, unterbrach er sein aktives Tun, um sich in die Einsamkeit zurückzuziehen. In den Einsiedeleien durchkämpfte er Krisen und gewann er Klarheit für seinen weiteren Weg. Hier tat er wenig. Hier ließ er Gott etwas bewirken.

Wir alle habe unsere „Ruheplätze“. Mögen diese Orte in der kommenden Urlaubszeit uns etwas vom Gottes lebendig machenden Geist erahnen lassen und unsere Handlungsfähigkeit für den Alltag stärken.

Foto und Text
Sr. Vera Ronai