Côte d’Ivoire
In den drei Wochen meines Aufenthalts an der Elfenbeinküste habe ich viele Eindrücke gewonnen. Das Land ist an sich faszinierend und herausfordernd zugleich. Ich habe den größten Respekt vor allen, welche die tropische Hitze und Luftfeuchtigkeit aushalten und dabei körperlich schwer arbeiten können. Die reisemedizinische Beratung und die vorgeschriebenen Impfungen ließen erkennen, dass der Aufenthalt kein Wellness-Urlaub wird. Gut, mit der Zeit gewöhnt man sich und außerdem soll es Nächte geben, in denen es nur angenehme 26 Grad hat.
Seit 1974 sind unsere Schwestern dort im Missionseinsatz. Die Initiative kam aus Frankreich, aber sofort haben sich Schwestern aus Österreich und Slowenien angeschlossen, dann kam Brasilien dazu und zuletzt Montenegro. In vielfacher Weise ist die gesamte Kongregation an der Elfenbeinküste engagiert. Zurzeit sind zehn Schwestern in den Orten Fresco und Gbagbam im Einsatz.
Von Fresco nahm unsere Missionsarbeit ihren Ausgang als Erziehungstätigkeit. Das von Père Barbier gegründete Burscheninternat wird jetzt von der Diözese unter Schwesternmitarbeit geführt. Derzeit kümmert sich Sr. Violeta um das Wohl der 240 Bewohner, die im Ort verschiedene Gymnasien besuchen. Das Angebot des Internats bietet einen Stockbettenschlafplatz und Spind in einer gemauerten Baracke, Toiletten und Waschräume in anderen Gebäuden, Kochstellen, auf denen sich die Burschen über offenem Feuer selber einen Topf Reis oder Maniok zubereiten, Pavillons für die abendlichen Lernstunden, Zusatzunterricht in Schlüsselfächern wie Englisch, Mathematik etc., eine Kantine, wo man sich etwas zu essen kaufen kann. Das von Père Barbier eingeführte Selbstverwaltungssystem mit einem Bewohner, der für sein Haus und die Kollegen verantwortlich ist, funktioniert ganz gut. Die angestellten Erzieher sind für Unterricht und die größeren Probleme zuständig. Während des Tages sind alle in der Schule, die Erzieher wahrscheinlich in einem Zweitberuf.
Das Mädcheninternat gehört den Schwestern und wird momentan von Sr. Aimée-Claire allein geleitet, denn die bisherige Leiterin ist in Karenz. Im Prinzip funktioniert alles gleich wie bei den Burschen, nur dass die Unterkünfte luxuriös für 8 Personen pro Zimmer mit eigener Dusche und Toilette ausgestattet sind. Die 114 Mädchen gelangen über Betonstege zu den Schlaf- und Lernräumen und tragen beim Starkregen nicht so viel roten Schlamm in die Zimmer. Als Oberin ist Sr. Raymonde für alles zuständig. Mit den beiden Postulantinnen, Marie-Jeanne und Emilienne, arbeitet sie an einem Intensivprogramm für Friedenserziehung. Es soll befähigen, als „Brückenbauerinnen“ zu wirken. Das ist eine anspruchsvolle, aber zutiefst franziskanische Aufgabe.
Für ihren Einsatz und die Bemühungen, Lebensbedingungen dauerhaft zu verbessern, bekommen die Schwestern viel Anerkennung von der Bevölkerung. Sie gelten als Hoffnungsträgerinnen und erfüllen eine Sendung – Mission – im wahrsten Sinn des Wortes.
In Gbagbam, das liegt 60 Kilometer von Fresco entfernt im Hinterland, hat Sr. Anica eine Ambulanz aufgebaut, nachdem sie als Spitalsärztin in Fresco in Pension gegangen ist. Man kann sich in Europa kaum vorstellen, dass sie dort für 5000 Menschen jahrelang die einzige Ärztin war. Jetzt gibt es einen zweiten Arzt in Gbagbam. Dank des Internats in Fresco konnte er die Matura machen und Medizin studieren. Sr. Anica hat als gebürtige Slowenin dort viele treue Spender begeistern können und Leute zur Mitarbeit in der Ambulanz oder im angeschlossenen Labor gewonnen. Gemeinsam mit Sr. Blandine, einer einheimischen Krankenschwester, ist sie dabei, eine pädiatrische Versorgungsstelle aufzubauen, in der Säuglinge und Kinder auch stationär aufgenommen werden, wenn es nötig ist. Sr. Blandine ist spezialisiert auf die Ernährung von Kleinkindern und instruiert Mütter und langsam auch interessierte Väter darüber, wie sie die Entwicklung ihrer Kinder bestmöglich gewährleisten. Eine Maturantin der HLW und ihre Freundin aus dem ORG haben in Gbagbam im Rahmen ihrer Ausbildung zur Diplomkrankenschwester ein längeres Praktikum gemacht und waren davon recht begeistert. Sr. Jesuina, erst kürzlich von einem längeren Aufenthalt in Frankreich zurückgekehrt, hat viel zu tun, um die beiden Schwestern im Gesundheitsdienst zu unterstützen, dass alles läuft in Ambulanz, Apotheke, Labor, Ernährungszentrum und mit der Vermietung von leerstehenden Räumen, die früher der Alphabetisierung und Bildung von Frauen gedient haben. Auch das ist ein Hoffnungszeichen, dass der Staat an der Elfenbeinküste darauf achtet, dass Mädchen die gleichen Bildungschancen haben wie Buben und Schulen errichtet. Sr. Anica ist übrigens mit ihrer Ambulanz in das staatliche Gesundheitsversorgungssystem eingebunden und bekommt dafür auch finanzielle Unterstützung, welche penibel abgerechnet werden muss. Sie schafft damit Arbeitsplätze für einheimisches Personal, das sie sich sonst nie leisten könnte. Dass die Schwestern wortwörtlich zu jeder Tages- und Nachtzeit gerufen werden, konnten Sr. Kristijana und ich wirklich erleben.
Das Haus der Schwestern in der Millionenstadt Abidjan ist momentan nur Stützpunkt und Umschlagplatz für die Großeinkäufe für das Medizinzentrum in Gbagbam, auch in Fresco bekommt man nicht alles und für alle offiziellen und Verwaltungsangelegenheiten muss ohnehin jeder nach Abidjan. Dieses Haus wird dann wieder als Ausbildungshaus dienen, wenn Marie-Jeanne und Emilienne bei uns eintreten.
Text: Sr. Anna Rautar
Côte d’Ivoire
Adresse:
123
Fresco
Elfenbeinküste
E-Mail:
solangeassely@gmail.com