Am 1. Februar 2024 feierte Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl eine Vesper mit den Jubilarinnen und Jubilaren der Orden in der Grazer Stadtpfarrkirche.

46 Jubilarinnen und Jubilare gibt es in der Diözese Graz-Seckau; die Ältesten haben vor 70 Jahre die Profess (ewige Gelübde Armut, Ehelosigkeit, Gehorsam) abgelegt.

Predigt des Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl

Wir wissen aus dem Evangelium um die Ereignisse der 40 Tage nach der Geburt unseres Herrn. Das kleine Kind wurde von Maria und Josef im Tempel „dargestellt“. Simon und Hanna erkennen während dieser vom alttestamentlichen Gesetz vorgeschriebenen Zeremonie die Bedeutung des Knaben. Beide Menschen, die ihr Dasein in der Nähe Gottes, nahe dem und im Tempel, verbringen, „spüren“ gleichsam die Wirklichkeit hinter dem Offen-Sichtlichen ihrer Welt.

Ich denke, dass dies mit ein Grund dafür ist, dass der 2. Februar in der ganzen Weltkirche als Tag des „gottgeweihten Lebens“ begangen wird. Die Wahrheit zu spüren hinter dem einfach Sichtbaren und Vordergründigen. Und gerade deswegen ist es schön und gut, wenn wir heute hier erneut zusammenkommen, um dieses „Gespür“ für das „Dahinter“ zu verinnerlichen, das zur Berufung jener Frauen und Männer gehört, die sich den Evangelischen Räten verschrieben haben. Ich möchte für so viel Lebenszeugnis in den Orden und Gemeinschaften einfach danken: Sie tragen die „Lampe des Glaubens“ durch ein bewusstes „Ja“ zu einem Leben nach Ratschlägen unseres Herrn und Meisters durch die Zeit. Ich drücke mit diesem „Vergelt’s Gott!“ zugleich eine Bitte aus: Tragen Sie innere Offenheit für Fragen rund um die Beziehung zu Gott, dieses Licht weiterhin, denn darin liegt die Zukunft der Christenheit auch hier bei uns. Sie sind ein sichtbares Zeichen für die Gegenwart Gottes. Ich sage dies im Bewusstsein eines alten Europas, das schwach geworden scheint, das vergisst, auf IHN, auf Christus zu setzen und sich auf IHN zu verlassen. Stattdessen ist man versucht, sich in sekundären oder noch weniger wichtigen Fragestellungen zu erschöpfen. Dabei wäre es so einfach, mit der „Lampe des Evangeliums“ den richtigen Weg zu erkennen. – Ich denke, dass so mancher Nachwuchsmangel in der Lebensform aus den Evangelischen Räten auch ein deutliches Zeichen ist für den Grundwasserspiegel des Glaubens einer übersatten Gesellschaft. Und dennoch möchte ich sofort ergänzen, dass uns Gottes Geist in den letzten Jahrzehnten gerade in unseren Breiten neue Aufbrüche erleben hat lassen, mit denen wir uns freilich angesichts unserer Gewohnheiten, aufgrund der historischen Prägung des Christseins mitunter schwertun.

Aus alledem ergibt sich für mich die dankbare Bitte, nicht nachzulassen im Suchen nach Gott in Ihrem Leben und in Ihren Gemeinschaften. Ich bitte, nicht nachzulassen im Gebet speziell für jene, die das verlernt haben. Ich bitte, das Leben Ihrer Umgebung, ja der Welt und der Christenheit an sich vor Gott hinzubringen. Und ich bitte, nicht nachzulassen darin, „hinter“ die Fassaden und das Offen-Sichtliche dieser Welt zu blicken, um die großartigen Dimensionen der Berufung des Mensch-, Christ- und Zeuge- bzw. Zeuginnen-Seins aufzuzeigen. Lassen Sie sich nicht einschüchtern von Sorgen um so manche Werke, die Ihre Charismen zum Segen für viele hervorgebracht haben, denn Gott ist mit Ihnen. Ja: ich möchte Sie am heutigen Abend einfach ermuntern, die Gegenwart des Herrn in so Vielem, das uns heute begegnet, zu erkennen, auch wenn diese vielleicht klein und unscheinbar scheint.

Denken wir nochmal an Hanna und Simeon. Beide haben im kleinen Kind aus Betlehem den großen Gott erkannt. Ihre Gelübde, Ihr Leben, Ihre Bereitschaft, sich ganz IHM anheimzustellen, sind extrem wichtig, damit Gott in unserer Zeit sichtbar bleibt. Und daher noch einmal: „Vergelt’s Gott!“ Und weiterhin viel Segen für Ihr so wichtiges Zeugnis in unserer Zeit.